Das europäische Bandprojekt
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert steht das Duisburger Musikprojekt „Euro Rock“ für internationalen Kulturaustausch mit Perspektive.
Das von Peter Bursch, seineszeichens Gitarrenlehrer der Nation, ins Leben gerufene Austauschprojekt für Jugendliche bietet wie kein anderes die Möglichkeit im sich vernetzenden Europa junge Menschen über Grenzen hinweg bekannt zu machen und möglichen Vorureilen eine gnadenlose Offenheit und Selbsterfahrung entgegenzusetzen.
In einer intensiven Arbeitsphase von 7 bis 10 Tagen kommen MusikerInnen aus ganz Europa zusammen und lassen in frisch gemischten Bands nicht nur neue Musik entstehen, sondern knüpfen langfristige Kontakte und beeinflussen so nachhaltig das „Sich begegnen“ in Europa.
In mehr als einer Woche, die sich komplett dem Kreativen, dem Austausch und dem Thema Musikmachen widmet, machen die TeilnehmerInnen unbezahlbare Erfahrungen, nicht nur für ihre eigene, sondern für eine gemeinsame Zukunft.
Besonders ist: die Bands werden gemischt! Die eingeladenen Bands werden also zu neuen, europäischen Bands; der Sänger spielt mit der Drummerin aus England, dem Bassisten aus Litauen, der Gitarristin aus Litauen und dem Keyboarder aus Deutschland. In diesen neuen Formationen wird nicht nur im stillen bzw. lauten Kämmerlein komponiert und geprobt, sondern es geht fast jeden Abend auf die Bühne. Kleine Bars, große Säle und Open-Air Festivals werden bespielt und geben den neuen Kompositionen Raum, sowie den TeilnehmerInnen Spielfläche sich auszuprobieren und zu entfalten. Hierbei können sich unterschiedliche Niveaus begegnen und voneinander profitieren. Vielleicht kann jemand virtuos musizieren, wovon sich ein weniger Erfahrener etwas abschauen kann; und vielleicht kann ein jüngerer, weniger Erfahrener mit einer ungeschliffenen, offenen Bühnenpräsenz glänzen, was wiederum den Virtuosen ansteckt.
Solcherlei Prozesse zeichnen das Projekt aus.
Begleitet wird „Euro Rock“ von namhaften KünstlerInnen der Szene. Der Austausch bleibt auf Augenhöhe und im Fokus bleiben immer die TeilnnehmerInnen selbst. Die DozentInnen sind nicht nur dazu da, um ihr Wissen in fixierten Workshops zu vermitteln, sondern es wird vielmehr
ein offener Austausch gelebt, bei dem beim gemeinsamen Abendessen noch ein wichtiger Recordingtipp weitergegeben wird, oder beim Nachmittagskaffee ein Kniff zu gutem Bandbooking fomuliert wird.
Der Ablauf bleibt immer aufs Neue hinterfrag- und umgestaltbar, so dass die MusikerInnen maßgeblich Einfluss auf den Verlauf nehmen. Je nach Fragestellung werden teils spontan Workshops installiert oder Themenabende einberufen, brauchen die Bands einfach mehr ungestörte Zeit mit einem Produzenten im Proberaum, wird dafür die Zeit geschaffen.
Europa öffnet sich, eine Idee entsteht …
Als sich Europa in den 90er Jahren beginnt zu öffnen, reift in Gitarrist Peter Bursch eine Idee. Die verschiedenen, sich annähernden Kulturen sollen erfahrbar werden. Der Gedanke, ein Musikprojekt mit den unterschiedlichen Ländern Europas zu starten, wird konkreter und entsteht als unmittelbare Reaktion auf die sich verändernden Verhältnisse in der EU.
Die ersten Gespräche mit möglichen Partnern verlaufen geradezu euphorisch – etwas gemeinsam Europäisches entstehen zu lassen trifft auf große Resonanz in den Partnerstädten, in denen Peter durch seine vielen Touren der 70er und 80er Jahre häufig über direkte Kontakte zu MusikerkollegInnen verfügt, die ihrerseits wiederum vor Ort viele Kontakte haben.
Die Chance nun über Landesgrenzen hinweg mit neuem Fokus Menschen zusammenbringen zu können, schien etliches Spannendes zu verkünden. Direkter Vorläufer des Euro Rock ist „Das deutsche Rockseminar“ in Remscheid, welches in einer großen Akademie mit 15 Räumen, Übernachtungsmöglichkeiten, mitten im Wald abseits jeder Ablenkung mit einer 20-jährigen Geschichte stattgefunden hatte.
Neben Jasper van’t Hof waren hier bereits Micki Meuser und Manni von Bohr als Dozenten dabei.
Das Rockseminar war eine Reaktion darauf, dass es in den 60er Jahren nur ein Jazz Seminar dieser Art gab, eine verbreitete Meinung damals war, dass man Rock nicht unterrichten könne. Das sah Peter natürlich ganz anders und wollte als Botschafter der Rockmusik mehr Chancen
schaffen, in der Landesarbeitsgemeinschaft für Rockmusik wurden Konzepte diskutiert, etwas „Rockendes“ für Jugendliche zu entwerfen.
Die Zeitschriften „Musikexpress“ und das „Fachblatt für Musiker“ wurden schnell als Unterstützer gewonnen, den Beginn machten Veranstaltungen mit ca. 30–50 TeilnehmerInnen, das Angebot richtete sich noch etwas mehr an bereits fortgeschrittene BandmusikerInnen.
Die Sache sprach sich herum, und bald gab es auch Anmeldungen aus dem Umland, aus Belgien und den Niederlanden, wodurch schon eine leichte Tendenz hin zu etwas Europäischem merkbar wurde.
In der zweiten Hälfte der 80er ließen sich Fortsetzungen solcher Ideen in privaten, regionalen Musikschulen bemerken, die sich ebenfalls mehr der Rock- und Popmusik zuwandten und teils die Seminarinhalte auffallend ähnlich aufbereiteten.
Vor dem Hintergrund, dass sich der Osten und ganz Europa öffnete, guckte Peter sich um und fand auch spannende Ideen bei den Nachbarn. In Rotterdam begeisterte das moderne Jugendzentrum „Waterfront“, welches Zuftrittmöglichkeit, Studio und Zentrum unter einem Dach vereinte. Selbst Paul McCartney besuchte das „Waterfront“ und installierte eine ähnliche Einrichtung in seiner Heimat.
In der generell vorherrschenden Aufbruchstimmung ließen sich alle Kontakte schnell anstecken und begeistern, woraufhin Euro Rock gestartet werden konnte.
Jedes Land hat eine unterschiedliche Haltung zur Rockmusik, was die verschiedenen Stile und herangehensweisen der Bands erklärt und eine wichtige Triebfeder des Projektes ist.
Was früher viel stärker im Fokus stand und welches ein wenig dem sehr nahen Miteinander unter den Teilnehmern gewichen ist: das Sprechen über die Hintergründe in den Ländern.
„Wie ist das in Litauen so als Musiker?“ „Wie sind die Clubs so in England?“ etc. Für diese Themen gab es extra Dozenten aus bekannten Bands oder Journalisten. Der Austausch untereinander ist mehr zur Selbstverständlichkeit geworden und das Internet lässt ein paar Informationen schon im Vorhinein einsehen.
Was nie Überhand gewinnen sollte: der Instrumentalunterricht.
Vielmehr ging es seit den ersten Jahren immer um Bandworkshops und Songwriting, welches die jungen MusikerInnen wesentlich selbst ausfüllen und gestalten sollten. Es sollten keine Weltmeister entsehen, sondern Erlebnisworkshops stattfinden.
Irgendwann fingen die anderen Länder auch an Euro Rock einzuladen, so wurde zum Beispiel der D-Day in Portsmouth mit Euro Rock Bands bespielt.
Hier wird exemplarisch sehr deutlich, was das Projekt leisten kann, und wie ein ganz wesentlicher Effekt der Arbeit greifbar wird:
Jugendliche von früher vereindeten Ländern machen zusammen Musik, bauen über Grenzen hinweg Freundschaften auf, und lernen voneinander.
Durch die Einladungen entstehen auch die ersten Euro Rock Touren, gestartet wird in Duisburg, weiter geht es über Rotterdam und Calais bis nach Portsmouth.
Die Musikrichtungen verändern sich über die Jahre immer etwas, meist sind die Mischungen sehr bunt und werden fruchtbar genutzt, wenn die Bands neu zusammengestellt werden, es gab zwar auch schon einmal den Fall, dass fünf Heavy Metal Bands aus fünf Ländern teilnahmen, aber das ist die absolute Seltenheit.
Die ursprünglichen Bands …
Alle TeilnehmerInnen werden für das Projekt von ihrer jeweiligen Delegation ausgewählt. Ein ganz wichtiger Punkt ist jener: das Euro Rock ist in keinem Falle ein Contest! Es geht nicht darum, einen Sieger zu küren, nicht der Wettstreit ist von Belang (was in anderen Workshopsparten ja durchaus Teil ist), sondern das zusammenkommen. Ein wichtiges Kriterium, welches sich alle Delegationen der jeweiligen Länder also in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen vor Beginn des Projektes stellen ist somit nicht nur die Frage, welche Band musikalisch in den Rahmen einer solchen Workshopidee passt, sondern vor allem, welche Bandmitglieder sich mit ihren sozialen Kompetenzen dafür auszeichnen, eine Woche, oder sogar länger, mit den unterschiedlichsten Musikern aus aller Welt in Dialog zu treten.
Interessant ist dabei, dass sich nach Beantwortung dieser Frage weitere unterschiedliche Punkte der verschiedenen Nationen hervorgetan haben. So sendet ein Land beispielsweise eine besonders junge Band, die schon am Anfang ihrer Karriere besonders viel mitnehmen kann, ein anderes Land schickt schon sehr professionell spielende Musiker, wieder andere Partnerstädte vermitteln besonders verrückte InstrumentalistInnen, die einen sehr eigenständigen Stil mitbringen.
So ist die Mixtur immer frisch und bietet eine fantastische Folie, um den Verlauf des Projektes darauf auszubreiten.
Start im kleinen Kreis – Das Mischen der Bands …
Das Projekt startet mit der Ankunft der Bands. Wegen der sehr unterschiedlich langen Anreisedistanzen, variieren auch die Reisezeiten teils stark, und sind wesentlich von Witterung und Straßen- bzw. Flugverkehr abhängig. Bis zum Abend des Ankunftstages sind alle Bands vor Ort und während die ersten Ankömmlinge sich schon auf dem einladenden Areal des Parkaus Meiderich beschnuppern konnten, und teils schon die ersten spontanen Fußballturniere stattgefunden haben, geht es nun zur offiziellen
Vorstellungsrunde. Nachdem sich jeder der DozentInnen und TeilnehmerInnen selbst vorgestellt hat, kommt es zum spannenden Teil, nämlich zu einem Minikonzert in kleiner Runde. Jede der Ursprungsbands performt ein kleines Set von ca. drei bis vier Stücken, so dass sich jeder nicht nur ein Bild vom jeweiligen Musikstil machen kann, sondern so dass auch die Gesichter und Menschen mit den Instrumenten verknüpft werden.
Dies ist insofern von Belang, da nach dem Konzert aller Bands die neuen Euro Rock
Bands formiert werden. Dieser Prozess passiert immer in Wechselseitigkeit von Grundvorraussetzungen und Interaktion der Gruppe. Zunächst werden die Schlagzeuger festen Proberäumen zugeteilt. Bei der weiteren Verteilung der Musiker geht es weiter, wie man auch im Studio nacheinander die Spuren
aufnehmen würde. Die Bassisten sortieren sich zu den Schlagzeugern, darauf folgen Gitarristen und Keyboarder, bevor die Sänger verteilt werden.
Die Bildung der neuen Bands erfolgt nun in Zusammenarbeit von Projektleiter Peter Bursch und allen Teilnehmenden. Zwei Maximen geben die Richtung vor: die Bands sollen möglichst viele Nationalitäten beinhalten, und es sollen alle wesentlichen Instrumente besetzt sein. Zudem werden die Präferenzen der Musiker aufgenommen; einige Teilnehmer haben vielleicht beim kleinen Konzert bereits andere Musiker identifiziert, deren Stil sie inspiriert und mit denen sie gerne zusammen musizieren möchten.
Nach dem interaktiven Prozess kristallisieren sich die Bands für den Projektablauf heraus. Besonders kreativ wird es natürlich, wenn Bands nicht in traditioneller Rock/Pop Besetzung teilnehmen, sondern beispielsweise als Hip-Hop Ensemble mit Samplern und Loopern dabei sind, oder wenn folkloristische Instrumente inkludiert sind. Dann kann es sein, dass Instrumente neue Rollen zugewiesen bekommen, oder dass weniger Bands als die Ursprungsbesetzungen mit mehr Instrumentalisten gebildet werden, so dass das gesamte Frequenzspektrum einer Band personell besetzt ist.
Nachdem die Bands gebildet sind, beziehen diese ihre Proberäume, die im Parkhaus Meiderich von nun an für die Arbeitsphase ihre Wirkungsstätten sind. Nicht selten lassen es sich die neuen Bands nicht nehmen, obwohl die Anfahrten teils Kräftezehrend gewesen sind, und die schweren Verstärker und Schlagzeuge zunächst auf die Proberäume verteilt werden mussten, schon einmal miteinander zu Jammen und das erste Mal zusammen zu musizieren.
Bevor es zu der Unterkunft geht, in der die Bands zusammen in Gruppenzimmern untergebracht sind, haben so schon häufig viele Musiker das erste Mal miteinander Musik gemacht, bevor es am nächsten Tag so richtig losgeht.
Das Abenteuer der riesengroßen Musik-WG beginnt, und die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen der Musik, des Zusammenspiels und des Austauschs.
Die Örtlichkeiten …
Das oben erwähnte Parkhaus in Duisburg Meiderich hat sich in den letzten Jahren immer wieder als perfekter Ort für sämtliche sozialen und musikalischen Tagespunkte des Euro Rock herausgestellt. Das Platzangebot ist groß genug, um einen großen Konzertraum mit viel Live-Flair, genügend Proberäume und einen entspannenden Außenbereich bereitzustellen und bietet damit optimale Vorraussetzungen für die Durchführung des Projektes. Die vorhandene Struktur macht den Alltag in der großen Gruppe sehr angenehm, Mittag- und Abendessen werden hier gemeinsam eingenommen, ein offizieller Presseempfang sowie ein Konzert direkt vor Ort finden ebenfalls statt. Ein engagiertes Team des Parkhauses kümmert sich während der Arbeitsphase um den reibungslosen Ablauf. Des Nachts kehren die Teilnehmer im Schwelgern-Stadion im Duisburger Norden ein. Vor klassischem Industriepanorama sind die Musiker in verschiedenen Gruppenzimmern untergebracht, können des Abends noch akustische Jamsessions anzetteln und miteinander den Tag ausklingen lassen. Das Frühstück wird im direkt angrenzenden Schwelgern-Café serviert, bevor es für die Workshoptage mit Konzertabenden ins Parkhaus geht. Ebenfalls im nahen Umfeld befindet sich der G und G Musicshop, der das Projekt seit Jahren unterstützt. Von hier kommen nicht nur essentielle Leihgaben wie Verstärker, Gesangsanlagen und Instrumente für die Arbeitsphase, sondern hier können die Teilnehmer auch Verschleißteile wie Schlagzeugfelle oder Gitarrensaiten zu günstigen Kursen erstehen.An dieser Stelle seien auch weitere Unterstützer und Sponsoren erwähnt, die durchweg das Euro Rock Projekt seit vielen Jahren unterstützen und so den Kulturaustausch ermöglichen. Während Sinalco, Rheinfels und das Duisburg Kontor Beiträge für das leibliche Wohl beisteuern, unterstützte uns Traditionshersteller Peavey mit musikalischem Equipment, die Wirtschaftsbetriebe steuern für Transportwege und Shuttledienste ein Fahrzeug bei, die Faselstiftung, Haniel und Connect Chemicals konnten mit finanzieller Hilfe supporten.
Die Auftrittsorte …
Bei den gewählten Auftrittmöglichkeiten wird eine große Bandbreite geboten, um den teilnehmenden Bands einen besonderen Umfang der Erfahrungssammlung zu bieten. Zwischen kleinem Bar-Gig, klassischem Konzert in einer 300-Leute Location und großer Festivalbühne sind sämtliche Spielfelder abgedeckt. Festivals wurden unter anderem in Oberhausen und in Nijmegen absolviert, in den Niederlanden ist die urige Senfmühle und Café „De Ijsvogel“ ein weiterer Anlaufpunkt im niederländischen Nachbarland. In Deutschland werden die Konzerte vor allem in der Gastgeberstadt Duisburg absolviert. „Zum Hübi“ bietet sowohl im Kneipenals auch im Open Air Setting eine besondere Stimmung direkt am Ufer des Rheines im Stadtteil Ruhrort. „Gleis 3“ in Duisburg-Großenbaum konnte uns ebenfalls schon sowohl im eigenen Konzertsaal als auch unter freiem Himmel unterbringen. Das Parkhaus selbst ist neben Proberaumcenter und Arbeitsstätte ebenfalls Ort des Livegeschehens und dadurch, dass die MusikerInnen hier an ihrer Kreativunterkunft direkt ihre Songergebnisse präsentieren können, eine ganz besondere Veranstaltung. Weitere Spielstätten sind der „Steinbruch“ sowie das „Bollwerk 107“, welches sich benachbart in Moers befindet.
Ablauf auf Augenhöhe …
Bei der Durchführung des Projektes ist es besonders, dass die Hierarchien flach gehalten werden. Hier geht es um echten Austausch auf Augenhöhe. Dies soll nicht nur unter den teilnehmenden Bands geschehen, bei denen sich Musiker von ganz unterschiedlichen Niveaus und Erfahrungen her begegnen, sondern auch mit den DozentInnen und allen Beteiligten möglich sein. Häufig sind es nicht nur die technische Versiertheit und die Anzahl der Jahre, die eine Musikerin oder ein Musiker auszeichnen. Natürlich sind diese Fähigkeiten wichtige Eckpfeiler und sind eine mögliche Laufrichtung des Austauschs; so kann der unbedarfte, junge Musiker sich etwas von der Herangehensweise des einige Jahre älteren Instrumentalisten abschauen und Tipps und Tricks abgucken. Aber auch anders herum sind viele Effekte möglich. Vielleicht fällt der bereits erfahrenen Gitarristin aus Deutschland auf, wie ungezwungen und natürlich ihr viel weniger perfekt spielender Kollege aus Großbritannien auf der Bühne agiert und lässt sich ihrerseits inspirieren. Durch einen permanent geöffneten Dialog wird die gesamte, heterogene Gruppe aller Beteiligten eingeladen in Kontakt zu treten. Dies ist nicht zuletzt dadurch möglich, dass das Dozententeam von sich aus sehr offen auftritt und Egos oder ein Sich-in-den-Vordergrund-Spielen nicht passiert. Natürlich sollen und dürfen Erfahrungen der „alten Hasen und Häsinnen“ immer auch Ideengeber sein und sollen geradezu anstiften, Fragen nicht nur direkt stellen zu können, sondern ganz direkt Antworten zu bekommen, die sich sonst allzu häufig den Lebensräumen der jungen Musikschaffenden entziehen. Wie ist es eigentlich wirklich, von der Musik leben zu können? Wie machst du es, dass deine Bass-Saiten beim vielen Touren lange halten? Wie halte ich meine Stimme als Sänger fit, wenn ich auf Open-Air Tour gehe? Wie nehmt ihr eigentlich eure Songideen auf? Und wie kommt ihr eigentlich zur Inspiration?
Intensive Arbeitsphase …
Am Ende einer Arbeitsphase finden die Beteiligten häufig ganz verschiedene Worte, die just passierten Tage zu resümieren, nicht selten werden beim großen Abschied viele Tränen vergossen. Manche würden gerne einfach weiter machen, andere wiederum freuen sich jetzt auch erstmal auf Erholung im bekannten Umfeld. Fast allen gemein ist allerdings: es war intensiv! Auch wenn bereits vor dem Euro Rock viele der Musikerinnen und Musiker absolut für ihre Sache brennen und bereits viel Herzblut in ihr Instrument, oder ihre Band gesteckt haben, für fast alle ist es eine Ausnahmeerscheinung sich einmal tagelang nichts als dem Musizieren, dem Komponieren, dem gemeinsam Jammen hinzugeben.
Flexible Struktur – zwischen guter Organisation und partizipativer Dehnbarkeit …
Wie ist ein solch großes Unterfangen eigentlich organisiert? Nun, zunächst einmal gibt es im Vorhinein einen großen organisatorischen Vorlauf, um den tatsächlichen Ablauf der Workshopphase besonders „geschmeidig“ zu gestalten. Zum einen ist da der große Posten der Gastgeberstadt Duisburg. Hier müssen die Unterkünfte für die anreisenden Gruppen reserviert sein. Die Gäste müssen ihrerseits den Transport des musikalischen Equipments und teilweise Visumsanträge organisiert haben. Desweiteren sind die Locations und Konzertvenues zu verpflichten, die von der europäischen Travelparty bespielt werden. Hier gibt es einerseits die in und um Duisburg gelegenen Stätten, sowie etwaige Veranstaltungsorte in England oder Frankreich, wo es dann zum „grande finale“ hingeht. Die Auftrittsdaten geben der Woche, bzw. den bis zu 10 Tagen, die Struktur, mit der geplant und gehandelt wird. Mit viel Finesse wird seitens des OrgaTeams die Minitour zusammengestellt, so dass für die Musiker ein richtiges „Wir-sind-auf-Tour-Gefühl“ entstehen kann. So reihen sich Open-Air-Festivals an kleine Kneipengigs und werden von kleinen Auftritten in angesagten Clubs, teils in Nachbarstädten oder auch den Niederlanden, gespickt. Während das Programm die gesamte Zeit über gestaltbar bleibt, sind die Essenszeiten diejenigen Ankerpunkte, die im Tagesablauf einerseits das Zusammenkommen mit allen ermöglichen, und andererseits Freizeit schaffen, um Abstand von den neuen Kompositionen zu bekommen, woran die Arbeit häufig direkt nach Beendigung des Mahls mit frischer Energie wieder aufgenommen wird.
Die Workshops …
Die Timetables der Arbeitsphase enthalten zum allergrößten Teil die Beschriftung „Workshop“. Hiermit ist zweierlei gemeint. Einerseits sollen sich die Bands in den neuen Formationen in ihren jeweils zugewiesenen Proberäumen dem Komponieren und Entwickeln neuer Ideen widmen, dies ist sozusagen der Großteil der Workshops. Allerdings gibt es auch von den DozentInnen Workshops zu speziellen Themen, die teils jedes Jahr fester Bestandteil sind, aber auch themenspezifisch variieren können. Teils werden sogar innerhalb der Woche durch die Interessenlage der TeilnehmerInnen spontan Workshops installiert. Als fixe Punkte haben sich beispielsweise ein Workshop zum Thema „Rhythmus“, der häufig als „Drum & Bass Workshop“ anschaulich durchgeführt wird, und ein Vocalcoaching etabliert. Während sich der Rhythmusworkshop für alle Musiker als Bereicherung darstellt, da das Zusammenspielen in der Band den Fokus hat, ist der Vocalworkshop ebenso für alle Musiker offen, und hilft vor allem den Sängern, dass sie ihre Stimmen in der enorm beanspruchenden Zeit aus Komponieren und Lifegigs fit halten können. Je nach Interessenlage kann es sein, dass weitere Workshops spontan zugebucht werden oder die ohnehin teilnehmenden DozentInnen weitere Workshopangebote anbieten. So kann es sein, dass die teilnehmenden Musiker Bedarf für einen gesonderten E-Gitarrenworkshop haben, dieser wird dann eingebaut. Oder es ist möglich, dass sich die Bands für gute Bandfotos interessieren. Da eine professionelle Fotografin zum Team der Franzosen gehört, kann sie sozusagen jederzeit auf Zuruf Workshopinhalte verfügbar machen. Das Dozententeam ist also immer fähig, die Wokshops aus direkter Reflexion zu erweitern. Auch wenn das Musikbusiness die Teilnehmenden interessiert, lassen sich aus Reihen der DozentInnen oder aber auch aus dem Duisburger Musikernetzwerk entsprechende Workshops spontan installieren. Das Besondere hierbei ist, dass jedes Jahr die Gruppendynamik diese Richtungen individuell ausprägt. Der Vorteil ist, dass der Workflow somit felxibel bleibt und kein starres Korsett die Strukturen fixiert, sondern die Gestaltung jederzeit offen bleibt für dieRückmeldungen der Bands und MusikerInnen.
Nachhaltiges Netzwerken …
Was bereits in der Arbeitsphase wichtig ist, dass sich die Teilnehmenden aktiv mit einbringen und selbst zu Machern werden, setzt sich über die Phase an sich fort. Heutzutage ist es angesichts der sozialen Medien umso leichter, mit dem Gegenüber auch über kilometerweite Distanzen in Kontakt zu bleiben. Glücklicherweise, so hat es sich in den Jahren immer wieder gezeigt, wird die digitale Ebene häufig dazu genutzt, das tatsächliche Begegnen vorzubereiten und auszugestalten. Besonders fruchtbar wird die Arbeit, wenn sich die Bands gegenseitig in ihre Heimatstädte und -länder einladen und so der Austausch lebendig wird. Auch aus dem musiknahen Umfeld lernen die MusikerInnen viel „Personal“ kennen. Mit den Bands sind als Betreuer ja ebenso Musiker und Kreative dabei, die teilweise wiederum noch ein bisschen weitreichender in ihren Szenen vernetzt sind, wovon alle teilnehmenden Bands profitieren können. Unter den mitreisenden Begleitern der jeweiligen Länder befinden sich Booker, Studioinhaber, Festivalveranstalter, Fotografen, Mediengestalter und Konzertplaner. Hier lassen sich nicht nur besondere Kniffe zur eigenen Strukturierung abgucken, sondern häufig werden die jungen Bands direkt für ein Festival in Russland verpflichtet, sie planen ihr nächstes Fotoshooting mit der französischen Fotografin oder können sich direkt für eine kleine Konzertreihe in den Niederlanden verpflichten lassen. Das Abenteuer setzt sich also weiter fort und wirkt noch viele Jahre weiter. Die entstandenen Euro Rock Songs werden am Ende übrigens professionell aufgenommen, so dass jedes Bandmitglied auch eine Erinnerung zum Weiterreichen und Anfassen mit nach Hause nehmen kann.
Das Team – Die DozentInnen, national und international …
Peter Bursch ist nicht nur erfolgreicher Rockmusiker, Gitarrenbuchautor und Deutschlands „Gitarrenlehrer der Nation“, sondern auch Entwickler und Erfinder verschiedener Projekte. So entspringt auch das Euro Rock seinem sprudelnden Pool kreativer Ideen. Peter ist mit Haut und Haar Macher und hat diesen gewissen Drive, der andere leicht ansteckt. Er hat nicht nur mit seiner Band „Bröselmaschine“ wesentlich die Krautrocklandschaft geprägt, sondern hat mit seinen Gitarrenbüchern ganzen Generationen und vielen Stars das Gitarrespielen auf ganz einfache Weise beigebracht. Über die Jahre hat er mit unzähligen Musikern zusammen auf der Bühne gestanden und leitet mit viel Herzblut das ganze Projekt. Peter ist es auch, der sich sorgsam jedes Jahr um die Zusammenstellung des Dozentenstabs kümmert. Hauptorganisator und Netzwerker ist seit vielen Jahren Daniel Jung, der im Kulturbüro Duisburg für die Koordination der freien Kunst- und Kulturszene verantwortlich zeichnet. Daniel ist nicht nur durch diese Position gut vernetzt, sondern ist auch selbst in der Szene sehr aktiv. Als Rock-DJ beschallt er die Veranstaltungen der Stadt, hat eine eigene Diskoreihe namens Melodic Rock Night“, bei der es mittlerweile internationale Stammgäste gibt, widmet sich in einer eigenen Radiosendung seiner Lieblingsmusik und schwingt im Proberaum gerne das Mikro in seiner eigenen Band. Der Tausendsassa schreibt momentan an seinem ersten Roman und diskutiert in seinem anderen Radioformat „Das cineastische Quartett“ das Medium Film. Als jahrelanger Redakteur des Rock-It! Magazins und der Veröffentlichungen von „Duisburg intern“ ist ihm die Schrift ebenso Ausdruck wie die Musik. Andreas Klees ist seit 2012 Teil des Teams. Er hat das Projekt als zweimaliger Teilnehmer mit zwei seiner Bands (The Bonny Situation, Thalamus) in den Jahren 2004 und 2009 kennengelernt und wurde direkt von Peter und Daniel für das Projekt verpflichtet, um die unmittelbaren Erfahrungen als Teilnehmer produktiv werden zu lassen und weiterreichen zu können. Der Multiinstrumentalist hat in den letzten Jahren mit den verschiedensten Formationen die unterschiedlichsten Musikstile gespielt (von singer-songwriter-seicht bis zur vollen Metaldröhnung), arbeitet mit Jugendlichen in Songwritingworkshops und konnte durch Euro Rock sein eigenes Netzwerk sehr positiv erweitern und dadurch einige Male Russland für kleine Touren bereisen. Im Rhythmusworkshop bedient er den Bass und ist ansonsten während des Projektes Ansprechpartner für alle Instrumentengruppen und bei den Kompositionen der neuen Songs.
Das internationale Team …
Das weitere Team der DozentInnen setzt sich zusammen aus den mitreisenden Verantwortlichen der Bands sowie aus eigens gewählten Persönlichkeiten aus der Musikszene. Das Team ändert sich teilweise leicht mit den Jahren, aber es gibt auch feste Ansprechpartner und viele „Wiederholungstäter“. Das Euro Rock stößt eben auch in den Reihen von Profimusikern auf große Resonanz und wird gerne unterstützt. So zeichnet seit vielen Jahren der berühmte Produzent und Filmkomponist Micki Meuser für die Aufnahmen der Euro Rock Songs verantwortlich. Micki hat nicht nur Ina Deta und Die Ärzte schon in ihren frühen Tagen begleitet, sondern hat sich langfristig einen großen Namen erarbeitet und komponiert mittlerweile viele Musiken für TV-Produktionen. Als Gesangsdozenten waren in den letzten Jahren unter anderem David Readman (u. a. Pink Cream 69), Sylkie Monoff (aus der Szene aus Nashville) und Jaqueline Stürmer (Voice of Germany) zu Gast. Für Gitarrenworkshops haben uns unter anderem die beiden Flitzefinger Victor Smolski und Elene Seagalova besucht. Die Drumworkshops wurden in den letzten Jahren von Jan Rohlfing (Gründer Drummer’s Institute und Band-House) sowie Manni von Bohr (auch als deutscher„Drumpapst“ einschlägig bekannt) geleitet. In Portsmouth, der Duisburger Partnerstadt in England, wird schon lange mit Vicky Halliday zusammen gearbeitet. Sie kennt nicht nur die Szene vor Ort sehr gut, sondern bereichert das Team desweiteren mit ihren Kenntnissen zu europäischen Fördermöglichkeiten und administrativer Knowledge. Die Partner in Frankreich sind das Relief Asso, eine Vereinigung, die sich der Förderung und Organisation von Kunst- und Kulturprojekten mit viel Leidenschaft und einem tollen Netzwerk aus Örtlichkeiten, Studios und Kulturschaffenden widmet. Angélique Lyleire gehört zu Asso und ist dort nicht nur verantwortlich für die Social Media Pflege, sondern ist auch professionelle Fotografin und begleitet das gesamte Projekt, und besonders die Konzerte mit ihrer Kamera. Loic ist selbst Clubbesitzer in der Region Nord-pas-de-Calais und ist zudem tontechnisch versiert. Aus Vilnius in Litauen begleitet Egle Gedminaite die Bands, sie ist Bookerin und kann so besonders viele Tips zur Selbstvermarktung und zum Bewerben in Konzertlocations geben. In Russland blicken wir auf eine lange Zusammenarbeit mit Elena Novoselova zurück, die in der Duisburger Partnerstadt Perm ein großes Rockfestival namens Rock-Line organisiert, wozu nicht selten Euro Rock Bands eingeladen wurden.
Ein besonderes Projekt mit Geschichte und Zukunft …
Die über 25-jährige Geschichte des Euro Rock lässt engagiert und positiv in die Zukunft blicken. Eine besondere Freude ist es immer, wenn der Austausch langfristige Blüten treibt, wenn Bands oder auch einzelne MusikerInnen Fuß fassen können im Musikbusiness und über landesgrenzen hinweg vernetzt bleiben, was häufig gelingt. Gerade in politisch hitzigen Zeiten, in denen aktuell teils eine furchtsame Rückwärtsgewandtheit herrscht, ist es umso wichtiger versöhnliche Gedanken zu streuen und verständigend in die Zukunft zu blicken. Das Euro Rock ist eine wichtige und relevante Möglichkeit Vorurteile zu entschärfen, Menschen zusammen zu bringen und Persönlichkeiten zu stärken. Weitere Informationen sind der Homepage zu entnehmen, auch auf Facebook können immer die aktuellsten Meldungen vernommen werden.
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Europa öffnet sich, eine Idee entsteht …
Als sich Europa in den 90er Jahren beginnt zu öffnen, reift in Gitarrist Peter Bursch eine Idee. Die verschiedenen, sich annähernden Kulturen sollen erfahrbar werden. Der Gedanke, ein Musikprojekt mit den unterschiedlichen Ländern Europas zu starten, wird konkreter und entsteht als unmittelbare Reaktion auf die sich verändernden Verhältnisse in der EU.
Die ersten Gespräche mit möglichen Partnern verlaufen geradezu euphorisch – etwas gemeinsam Europäisches entstehen zu lassen trifft auf große Resonanz in den Partnerstädten, in denen Peter durch seine vielen Touren der 70er und 80er Jahre häufig über direkte Kontakte zu MusikerkollegInnen verfügt, die ihrerseits wiederum vor Ort viele Kontakte haben.
Die Chance nun über Landesgrenzen hinweg mit neuem Fokus Menschen zusammenbringen zu können, schien etliches Spannendes zu verkünden. Direkter Vorläufer des Euro Rock ist „Das deutsche Rockseminar“ in Remscheid, welches in einer großen Akademie mit 15 Räumen, Übernachtungsmöglichkeiten, mitten im Wald abseits jeder Ablenkung mit einer 20-jährigen Geschichte stattgefunden hatte.
Neben Jasper van’t Hof waren hier bereits Micki Meuser und Manni von Bohr als Dozenten dabei.
Das Rockseminar war eine Reaktion darauf, dass es in den 60er Jahren nur ein Jazz Seminar dieser Art gab, eine verbreitete Meinung damals war, dass man Rock nicht unterrichten könne. Das sah Peter natürlich ganz anders und wollte als Botschafter der Rockmusik mehr Chancen
schaffen, in der Landesarbeitsgemeinschaft für Rockmusik wurden Konzepte diskutiert, etwas „Rockendes“ für Jugendliche zu entwerfen.
Die Zeitschriften „Musikexpress“ und das „Fachblatt für Musiker“ wurden schnell als Unterstützer gewonnen, den Beginn machten Veranstaltungen mit ca. 30–50 TeilnehmerInnen, das Angebot richtete sich noch etwas mehr an bereits fortgeschrittene BandmusikerInnen.
Die Sache sprach sich herum, und bald gab es auch Anmeldungen aus dem Umland, aus Belgien und den Niederlanden, wodurch schon eine leichte Tendenz hin zu etwas Europäischem merkbar wurde.
In der zweiten Hälfte der 80er ließen sich Fortsetzungen solcher Ideen in privaten, regionalen Musikschulen bemerken, die sich ebenfalls mehr der Rock- und Popmusik zuwandten und teils die Seminarinhalte auffallend ähnlich aufbereiteten.
Vor dem Hintergrund, dass sich der Osten und ganz Europa öffnete, guckte Peter sich um und fand auch spannende Ideen bei den Nachbarn. In Rotterdam begeisterte das moderne Jugendzentrum „Waterfront“, welches Zuftrittmöglichkeit, Studio und Zentrum unter einem Dach vereinte. Selbst Paul McCartney besuchte das „Waterfront“ und installierte eine ähnliche Einrichtung in seiner Heimat.
In der generell vorherrschenden Aufbruchstimmung ließen sich alle Kontakte schnell anstecken und begeistern, woraufhin Euro Rock gestartet werden konnte.
Jedes Land hat eine unterschiedliche Haltung zur Rockmusik, was die verschiedenen Stile und herangehensweisen der Bands erklärt und eine wichtige Triebfeder des Projektes ist.
Was früher viel stärker im Fokus stand und welches ein wenig dem sehr nahen Miteinander unter den Teilnehmern gewichen ist: das Sprechen über die Hintergründe in den Ländern.
„Wie ist das in Litauen so als Musiker?“ „Wie sind die Clubs so in England?“ etc. Für diese Themen gab es extra Dozenten aus bekannten Bands oder Journalisten. Der Austausch untereinander ist mehr zur Selbstverständlichkeit geworden und das Internet lässt ein paar Informationen schon im Vorhinein einsehen.
Was nie Überhand gewinnen sollte: der Instrumentalunterricht.
Vielmehr ging es seit den ersten Jahren immer um Bandworkshops und Songwriting, welches die jungen MusikerInnen wesentlich selbst ausfüllen und gestalten sollten. Es sollten keine Weltmeister entsehen, sondern Erlebnisworkshops stattfinden.
Irgendwann fingen die anderen Länder auch an Euro Rock einzuladen, so wurde zum Beispiel der D-Day in Portsmouth mit Euro Rock Bands bespielt.
Hier wird exemplarisch sehr deutlich, was das Projekt leisten kann, und wie ein ganz wesentlicher Effekt der Arbeit greifbar wird:
Jugendliche von früher vereindeten Ländern machen zusammen Musik, bauen über Grenzen hinweg Freundschaften auf, und lernen voneinander.
Durch die Einladungen entstehen auch die ersten Euro Rock Touren, gestartet wird in Duisburg, weiter geht es über Rotterdam und Calais bis nach Portsmouth.
Die Musikrichtungen verändern sich über die Jahre immer etwas, meist sind die Mischungen sehr bunt und werden fruchtbar genutzt, wenn die Bands neu zusammengestellt werden, es gab zwar auch schon einmal den Fall, dass fünf Heavy Metal Bands aus fünf Ländern teilnahmen, aber das ist die absolute Seltenheit.
Die ursprünglichen Bands …
Alle TeilnehmerInnen werden für das Projekt von ihrer jeweiligen Delegation ausgewählt. Ein ganz wichtiger Punkt ist jener: das Euro Rock ist in keinem Falle ein Contest! Es geht nicht darum, einen Sieger zu küren, nicht der Wettstreit ist von Belang (was in anderen Workshopsparten ja durchaus Teil ist), sondern das zusammenkommen. Ein wichtiges Kriterium, welches sich alle Delegationen der jeweiligen Länder also in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen vor Beginn des Projektes stellen ist somit nicht nur die Frage, welche Band musikalisch in den Rahmen einer solchen Workshopidee passt, sondern vor allem, welche Bandmitglieder sich mit ihren sozialen Kompetenzen dafür auszeichnen, eine Woche, oder sogar länger, mit den unterschiedlichsten Musikern aus aller Welt in Dialog zu treten.
Interessant ist dabei, dass sich nach Beantwortung dieser Frage weitere unterschiedliche Punkte der verschiedenen Nationen hervorgetan haben. So sendet ein Land beispielsweise eine besonders junge Band, die schon am Anfang ihrer Karriere besonders viel mitnehmen kann, ein anderes Land schickt schon sehr professionell spielende Musiker, wieder andere Partnerstädte vermitteln besonders verrückte InstrumentalistInnen, die einen sehr eigenständigen Stil mitbringen.
So ist die Mixtur immer frisch und bietet eine fantastische Folie, um den Verlauf des Projektes darauf auszubreiten.
Start im kleinen Kreis – Das Mischen der Bands …
Das Projekt startet mit der Ankunft der Bands. Wegen der sehr unterschiedlich langen Anreisedistanzen, variieren auch die Reisezeiten teils stark, und sind wesentlich von Witterung und Straßen- bzw. Flugverkehr abhängig. Bis zum Abend des Ankunftstages sind alle Bands vor Ort und während die ersten Ankömmlinge sich schon auf dem einladenden Areal des Parkaus Meiderich beschnuppern konnten, und teils schon die ersten spontanen Fußballturniere stattgefunden haben, geht es nun zur offiziellen
Vorstellungsrunde. Nachdem sich jeder der DozentInnen und TeilnehmerInnen selbst vorgestellt hat, kommt es zum spannenden Teil, nämlich zu einem Minikonzert in kleiner Runde. Jede der Ursprungsbands performt ein kleines Set von ca. drei bis vier Stücken, so dass sich jeder nicht nur ein Bild vom jeweiligen Musikstil machen kann, sondern so dass auch die Gesichter und Menschen mit den Instrumenten verknüpft werden.
Dies ist insofern von Belang, da nach dem Konzert aller Bands die neuen Euro Rock
Bands formiert werden. Dieser Prozess passiert immer in Wechselseitigkeit von Grundvorraussetzungen und Interaktion der Gruppe. Zunächst werden die Schlagzeuger festen Proberäumen zugeteilt. Bei der weiteren Verteilung der Musiker geht es weiter, wie man auch im Studio nacheinander die Spuren
aufnehmen würde. Die Bassisten sortieren sich zu den Schlagzeugern, darauf folgen Gitarristen und Keyboarder, bevor die Sänger verteilt werden.
Die Bildung der neuen Bands erfolgt nun in Zusammenarbeit von Projektleiter Peter Bursch und allen Teilnehmenden. Zwei Maximen geben die Richtung vor: die Bands sollen möglichst viele Nationalitäten beinhalten, und es sollen alle wesentlichen Instrumente besetzt sein. Zudem werden die Präferenzen der Musiker aufgenommen; einige Teilnehmer haben vielleicht beim kleinen Konzert bereits andere Musiker identifiziert, deren Stil sie inspiriert und mit denen sie gerne zusammen musizieren möchten.
Nach dem interaktiven Prozess kristallisieren sich die Bands für den Projektablauf heraus. Besonders kreativ wird es natürlich, wenn Bands nicht in traditioneller Rock/Pop Besetzung teilnehmen, sondern beispielsweise als Hip-Hop Ensemble mit Samplern und Loopern dabei sind, oder wenn folkloristische Instrumente inkludiert sind. Dann kann es sein, dass Instrumente neue Rollen zugewiesen bekommen, oder dass weniger Bands als die Ursprungsbesetzungen mit mehr Instrumentalisten gebildet werden, so dass das gesamte Frequenzspektrum einer Band personell besetzt ist.
Nachdem die Bands gebildet sind, beziehen diese ihre Proberäume, die im Parkhaus Meiderich von nun an für die Arbeitsphase ihre Wirkungsstätten sind. Nicht selten lassen es sich die neuen Bands nicht nehmen, obwohl die Anfahrten teils Kräftezehrend gewesen sind, und die schweren Verstärker und Schlagzeuge zunächst auf die Proberäume verteilt werden mussten, schon einmal miteinander zu Jammen und das erste Mal zusammen zu musizieren.
Bevor es zu der Unterkunft geht, in der die Bands zusammen in Gruppenzimmern untergebracht sind, haben so schon häufig viele Musiker das erste Mal miteinander Musik gemacht, bevor es am nächsten Tag so richtig losgeht.
Das Abenteuer der riesengroßen Musik-WG beginnt, und die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen der Musik, des Zusammenspiels und des Austauschs.
Die Örtlichkeiten …
Das oben erwähnte Parkhaus in Duisburg Meiderich hat sich in den letzten Jahren immer wieder als perfekter Ort für sämtliche sozialen und musikalischen Tagespunkte des Euro Rock herausgestellt. Das Platzangebot ist groß genug, um einen großen Konzertraum mit viel Live-Flair, genügend Proberäume und einen entspannenden Außenbereich bereitzustellen und bietet damit optimale Vorraussetzungen für die Durchführung des Projektes. Die vorhandene Struktur macht den Alltag in der großen Gruppe sehr angenehm, Mittag- und Abendessen werden hier gemeinsam eingenommen, ein offizieller Presseempfang sowie ein Konzert direkt vor Ort finden ebenfalls statt. Ein engagiertes Team des Parkhauses kümmert sich während der Arbeitsphase um den reibungslosen Ablauf. Des Nachts kehren die Teilnehmer im Schwelgern-Stadion im Duisburger Norden ein. Vor klassischem Industriepanorama sind die Musiker in verschiedenen Gruppenzimmern untergebracht, können des Abends noch akustische Jamsessions anzetteln und miteinander den Tag ausklingen lassen. Das Frühstück wird im direkt angrenzenden Schwelgern-Café serviert, bevor es für die Workshoptage mit Konzertabenden ins Parkhaus geht. Ebenfalls im nahen Umfeld befindet sich der G und G Musicshop, der das Projekt seit Jahren unterstützt. Von hier kommen nicht nur essentielle Leihgaben wie Verstärker, Gesangsanlagen und Instrumente für die Arbeitsphase, sondern hier können die Teilnehmer auch Verschleißteile wie Schlagzeugfelle oder Gitarrensaiten zu günstigen Kursen erstehen.An dieser Stelle seien auch weitere Unterstützer und Sponsoren erwähnt, die durchweg das Euro Rock Projekt seit vielen Jahren unterstützen und so den Kulturaustausch ermöglichen. Während Sinalco, Rheinfels und das Duisburg Kontor Beiträge für das leibliche Wohl beisteuern, unterstützte uns Traditionshersteller Peavey mit musikalischem Equipment, die Wirtschaftsbetriebe steuern für Transportwege und Shuttledienste ein Fahrzeug bei, die Faselstiftung, Haniel und Connect Chemicals konnten mit finanzieller Hilfe supporten.
Die Auftrittsorte …
Bei den gewählten Auftrittmöglichkeiten wird eine große Bandbreite geboten, um den teilnehmenden Bands einen besonderen Umfang der Erfahrungssammlung zu bieten. Zwischen kleinem Bar-Gig, klassischem Konzert in einer 300-Leute Location und großer Festivalbühne sind sämtliche Spielfelder abgedeckt. Festivals wurden unter anderem in Oberhausen und in Nijmegen absolviert, in den Niederlanden ist die urige Senfmühle und Café „De Ijsvogel“ ein weiterer Anlaufpunkt im niederländischen Nachbarland. In Deutschland werden die Konzerte vor allem in der Gastgeberstadt Duisburg absolviert. „Zum Hübi“ bietet sowohl im Kneipenals auch im Open Air Setting eine besondere Stimmung direkt am Ufer des Rheines im Stadtteil Ruhrort. „Gleis 3“ in Duisburg-Großenbaum konnte uns ebenfalls schon sowohl im eigenen Konzertsaal als auch unter freiem Himmel unterbringen. Das Parkhaus selbst ist neben Proberaumcenter und Arbeitsstätte ebenfalls Ort des Livegeschehens und dadurch, dass die MusikerInnen hier an ihrer Kreativunterkunft direkt ihre Songergebnisse präsentieren können, eine ganz besondere Veranstaltung. Weitere Spielstätten sind der „Steinbruch“ sowie das „Bollwerk 107“, welches sich benachbart in Moers befindet.
Ablauf auf Augenhöhe …
Bei der Durchführung des Projektes ist es besonders, dass die Hierarchien flach gehalten werden. Hier geht es um echten Austausch auf Augenhöhe. Dies soll nicht nur unter den teilnehmenden Bands geschehen, bei denen sich Musiker von ganz unterschiedlichen Niveaus und Erfahrungen her begegnen, sondern auch mit den DozentInnen und allen Beteiligten möglich sein. Häufig sind es nicht nur die technische Versiertheit und die Anzahl der Jahre, die eine Musikerin oder ein Musiker auszeichnen. Natürlich sind diese Fähigkeiten wichtige Eckpfeiler und sind eine mögliche Laufrichtung des Austauschs; so kann der unbedarfte, junge Musiker sich etwas von der Herangehensweise des einige Jahre älteren Instrumentalisten abschauen und Tipps und Tricks abgucken. Aber auch anders herum sind viele Effekte möglich. Vielleicht fällt der bereits erfahrenen Gitarristin aus Deutschland auf, wie ungezwungen und natürlich ihr viel weniger perfekt spielender Kollege aus Großbritannien auf der Bühne agiert und lässt sich ihrerseits inspirieren. Durch einen permanent geöffneten Dialog wird die gesamte, heterogene Gruppe aller Beteiligten eingeladen in Kontakt zu treten. Dies ist nicht zuletzt dadurch möglich, dass das Dozententeam von sich aus sehr offen auftritt und Egos oder ein Sich-in-den-Vordergrund-Spielen nicht passiert. Natürlich sollen und dürfen Erfahrungen der „alten Hasen und Häsinnen“ immer auch Ideengeber sein und sollen geradezu anstiften, Fragen nicht nur direkt stellen zu können, sondern ganz direkt Antworten zu bekommen, die sich sonst allzu häufig den Lebensräumen der jungen Musikschaffenden entziehen. Wie ist es eigentlich wirklich, von der Musik leben zu können? Wie machst du es, dass deine Bass-Saiten beim vielen Touren lange halten? Wie halte ich meine Stimme als Sänger fit, wenn ich auf Open-Air Tour gehe? Wie nehmt ihr eigentlich eure Songideen auf? Und wie kommt ihr eigentlich zur Inspiration?
Intensive Arbeitsphase …
Am Ende einer Arbeitsphase finden die Beteiligten häufig ganz verschiedene Worte, die just passierten Tage zu resümieren, nicht selten werden beim großen Abschied viele Tränen vergossen. Manche würden gerne einfach weiter machen, andere wiederum freuen sich jetzt auch erstmal auf Erholung im bekannten Umfeld. Fast allen gemein ist allerdings: es war intensiv! Auch wenn bereits vor dem Euro Rock viele der Musikerinnen und Musiker absolut für ihre Sache brennen und bereits viel Herzblut in ihr Instrument, oder ihre Band gesteckt haben, für fast alle ist es eine Ausnahmeerscheinung sich einmal tagelang nichts als dem Musizieren, dem Komponieren, dem gemeinsam Jammen hinzugeben.
Flexible Struktur – zwischen guter Organisation und partizipativer Dehnbarkeit …
Wie ist ein solch großes Unterfangen eigentlich organisiert? Nun, zunächst einmal gibt es im Vorhinein einen großen organisatorischen Vorlauf, um den tatsächlichen Ablauf der Workshopphase besonders „geschmeidig“ zu gestalten. Zum einen ist da der große Posten der Gastgeberstadt Duisburg. Hier müssen die Unterkünfte für die anreisenden Gruppen reserviert sein. Die Gäste müssen ihrerseits den Transport des musikalischen Equipments und teilweise Visumsanträge organisiert haben. Desweiteren sind die Locations und Konzertvenues zu verpflichten, die von der europäischen Travelparty bespielt werden. Hier gibt es einerseits die in und um Duisburg gelegenen Stätten, sowie etwaige Veranstaltungsorte in England oder Frankreich, wo es dann zum „grande finale“ hingeht. Die Auftrittsdaten geben der Woche, bzw. den bis zu 10 Tagen, die Struktur, mit der geplant und gehandelt wird. Mit viel Finesse wird seitens des OrgaTeams die Minitour zusammengestellt, so dass für die Musiker ein richtiges „Wir-sind-auf-Tour-Gefühl“ entstehen kann. So reihen sich Open-Air-Festivals an kleine Kneipengigs und werden von kleinen Auftritten in angesagten Clubs, teils in Nachbarstädten oder auch den Niederlanden, gespickt. Während das Programm die gesamte Zeit über gestaltbar bleibt, sind die Essenszeiten diejenigen Ankerpunkte, die im Tagesablauf einerseits das Zusammenkommen mit allen ermöglichen, und andererseits Freizeit schaffen, um Abstand von den neuen Kompositionen zu bekommen, woran die Arbeit häufig direkt nach Beendigung des Mahls mit frischer Energie wieder aufgenommen wird.
Die Workshops …
Die Timetables der Arbeitsphase enthalten zum allergrößten Teil die Beschriftung „Workshop“. Hiermit ist zweierlei gemeint. Einerseits sollen sich die Bands in den neuen Formationen in ihren jeweils zugewiesenen Proberäumen dem Komponieren und Entwickeln neuer Ideen widmen, dies ist sozusagen der Großteil der Workshops. Allerdings gibt es auch von den DozentInnen Workshops zu speziellen Themen, die teils jedes Jahr fester Bestandteil sind, aber auch themenspezifisch variieren können. Teils werden sogar innerhalb der Woche durch die Interessenlage der TeilnehmerInnen spontan Workshops installiert. Als fixe Punkte haben sich beispielsweise ein Workshop zum Thema „Rhythmus“, der häufig als „Drum & Bass Workshop“ anschaulich durchgeführt wird, und ein Vocalcoaching etabliert. Während sich der Rhythmusworkshop für alle Musiker als Bereicherung darstellt, da das Zusammenspielen in der Band den Fokus hat, ist der Vocalworkshop ebenso für alle Musiker offen, und hilft vor allem den Sängern, dass sie ihre Stimmen in der enorm beanspruchenden Zeit aus Komponieren und Lifegigs fit halten können. Je nach Interessenlage kann es sein, dass weitere Workshops spontan zugebucht werden oder die ohnehin teilnehmenden DozentInnen weitere Workshopangebote anbieten. So kann es sein, dass die teilnehmenden Musiker Bedarf für einen gesonderten E-Gitarrenworkshop haben, dieser wird dann eingebaut. Oder es ist möglich, dass sich die Bands für gute Bandfotos interessieren. Da eine professionelle Fotografin zum Team der Franzosen gehört, kann sie sozusagen jederzeit auf Zuruf Workshopinhalte verfügbar machen. Das Dozententeam ist also immer fähig, die Wokshops aus direkter Reflexion zu erweitern. Auch wenn das Musikbusiness die Teilnehmenden interessiert, lassen sich aus Reihen der DozentInnen oder aber auch aus dem Duisburger Musikernetzwerk entsprechende Workshops spontan installieren. Das Besondere hierbei ist, dass jedes Jahr die Gruppendynamik diese Richtungen individuell ausprägt. Der Vorteil ist, dass der Workflow somit felxibel bleibt und kein starres Korsett die Strukturen fixiert, sondern die Gestaltung jederzeit offen bleibt für dieRückmeldungen der Bands und MusikerInnen.
Nachhaltiges Netzwerken …
Was bereits in der Arbeitsphase wichtig ist, dass sich die Teilnehmenden aktiv mit einbringen und selbst zu Machern werden, setzt sich über die Phase an sich fort. Heutzutage ist es angesichts der sozialen Medien umso leichter, mit dem Gegenüber auch über kilometerweite Distanzen in Kontakt zu bleiben. Glücklicherweise, so hat es sich in den Jahren immer wieder gezeigt, wird die digitale Ebene häufig dazu genutzt, das tatsächliche Begegnen vorzubereiten und auszugestalten. Besonders fruchtbar wird die Arbeit, wenn sich die Bands gegenseitig in ihre Heimatstädte und -länder einladen und so der Austausch lebendig wird. Auch aus dem musiknahen Umfeld lernen die MusikerInnen viel „Personal“ kennen. Mit den Bands sind als Betreuer ja ebenso Musiker und Kreative dabei, die teilweise wiederum noch ein bisschen weitreichender in ihren Szenen vernetzt sind, wovon alle teilnehmenden Bands profitieren können. Unter den mitreisenden Begleitern der jeweiligen Länder befinden sich Booker, Studioinhaber, Festivalveranstalter, Fotografen, Mediengestalter und Konzertplaner. Hier lassen sich nicht nur besondere Kniffe zur eigenen Strukturierung abgucken, sondern häufig werden die jungen Bands direkt für ein Festival in Russland verpflichtet, sie planen ihr nächstes Fotoshooting mit der französischen Fotografin oder können sich direkt für eine kleine Konzertreihe in den Niederlanden verpflichten lassen. Das Abenteuer setzt sich also weiter fort und wirkt noch viele Jahre weiter. Die entstandenen Euro Rock Songs werden am Ende übrigens professionell aufgenommen, so dass jedes Bandmitglied auch eine Erinnerung zum Weiterreichen und Anfassen mit nach Hause nehmen kann.
Das Team – Die DozentInnen, national und international …
Peter Bursch ist nicht nur erfolgreicher Rockmusiker, Gitarrenbuchautor und Deutschlands „Gitarrenlehrer der Nation“, sondern auch Entwickler und Erfinder verschiedener Projekte. So entspringt auch das Euro Rock seinem sprudelnden Pool kreativer Ideen. Peter ist mit Haut und Haar Macher und hat diesen gewissen Drive, der andere leicht ansteckt. Er hat nicht nur mit seiner Band „Bröselmaschine“ wesentlich die Krautrocklandschaft geprägt, sondern hat mit seinen Gitarrenbüchern ganzen Generationen und vielen Stars das Gitarrespielen auf ganz einfache Weise beigebracht. Über die Jahre hat er mit unzähligen Musikern zusammen auf der Bühne gestanden und leitet mit viel Herzblut das ganze Projekt. Peter ist es auch, der sich sorgsam jedes Jahr um die Zusammenstellung des Dozentenstabs kümmert. Hauptorganisator und Netzwerker ist seit vielen Jahren Daniel Jung, der im Kulturbüro Duisburg für die Koordination der freien Kunst- und Kulturszene verantwortlich zeichnet. Daniel ist nicht nur durch diese Position gut vernetzt, sondern ist auch selbst in der Szene sehr aktiv. Als Rock-DJ beschallt er die Veranstaltungen der Stadt, hat eine eigene Diskoreihe namens Melodic Rock Night“, bei der es mittlerweile internationale Stammgäste gibt, widmet sich in einer eigenen Radiosendung seiner Lieblingsmusik und schwingt im Proberaum gerne das Mikro in seiner eigenen Band. Der Tausendsassa schreibt momentan an seinem ersten Roman und diskutiert in seinem anderen Radioformat „Das cineastische Quartett“ das Medium Film. Als jahrelanger Redakteur des Rock-It! Magazins und der Veröffentlichungen von „Duisburg intern“ ist ihm die Schrift ebenso Ausdruck wie die Musik. Andreas Klees ist seit 2012 Teil des Teams. Er hat das Projekt als zweimaliger Teilnehmer mit zwei seiner Bands (The Bonny Situation, Thalamus) in den Jahren 2004 und 2009 kennengelernt und wurde direkt von Peter und Daniel für das Projekt verpflichtet, um die unmittelbaren Erfahrungen als Teilnehmer produktiv werden zu lassen und weiterreichen zu können. Der Multiinstrumentalist hat in den letzten Jahren mit den verschiedensten Formationen die unterschiedlichsten Musikstile gespielt (von singer-songwriter-seicht bis zur vollen Metaldröhnung), arbeitet mit Jugendlichen in Songwritingworkshops und konnte durch Euro Rock sein eigenes Netzwerk sehr positiv erweitern und dadurch einige Male Russland für kleine Touren bereisen. Im Rhythmusworkshop bedient er den Bass und ist ansonsten während des Projektes Ansprechpartner für alle Instrumentengruppen und bei den Kompositionen der neuen Songs.
Das internationale Team …
Das weitere Team der DozentInnen setzt sich zusammen aus den mitreisenden Verantwortlichen der Bands sowie aus eigens gewählten Persönlichkeiten aus der Musikszene. Das Team ändert sich teilweise leicht mit den Jahren, aber es gibt auch feste Ansprechpartner und viele „Wiederholungstäter“. Das Euro Rock stößt eben auch in den Reihen von Profimusikern auf große Resonanz und wird gerne unterstützt. So zeichnet seit vielen Jahren der berühmte Produzent und Filmkomponist Micki Meuser für die Aufnahmen der Euro Rock Songs verantwortlich. Micki hat nicht nur Ina Deta und Die Ärzte schon in ihren frühen Tagen begleitet, sondern hat sich langfristig einen großen Namen erarbeitet und komponiert mittlerweile viele Musiken für TV-Produktionen. Als Gesangsdozenten waren in den letzten Jahren unter anderem David Readman (u. a. Pink Cream 69), Sylkie Monoff (aus der Szene aus Nashville) und Jaqueline Stürmer (Voice of Germany) zu Gast. Für Gitarrenworkshops haben uns unter anderem die beiden Flitzefinger Victor Smolski und Elene Seagalova besucht. Die Drumworkshops wurden in den letzten Jahren von Jan Rohlfing (Gründer Drummer’s Institute und Band-House) sowie Manni von Bohr (auch als deutscher„Drumpapst“ einschlägig bekannt) geleitet. In Portsmouth, der Duisburger Partnerstadt in England, wird schon lange mit Vicky Halliday zusammen gearbeitet. Sie kennt nicht nur die Szene vor Ort sehr gut, sondern bereichert das Team desweiteren mit ihren Kenntnissen zu europäischen Fördermöglichkeiten und administrativer Knowledge. Die Partner in Frankreich sind das Relief Asso, eine Vereinigung, die sich der Förderung und Organisation von Kunst- und Kulturprojekten mit viel Leidenschaft und einem tollen Netzwerk aus Örtlichkeiten, Studios und Kulturschaffenden widmet. Angélique Lyleire gehört zu Asso und ist dort nicht nur verantwortlich für die Social Media Pflege, sondern ist auch professionelle Fotografin und begleitet das gesamte Projekt, und besonders die Konzerte mit ihrer Kamera. Loic ist selbst Clubbesitzer in der Region Nord-pas-de-Calais und ist zudem tontechnisch versiert. Aus Vilnius in Litauen begleitet Egle Gedminaite die Bands, sie ist Bookerin und kann so besonders viele Tips zur Selbstvermarktung und zum Bewerben in Konzertlocations geben. In Russland blicken wir auf eine lange Zusammenarbeit mit Elena Novoselova zurück, die in der Duisburger Partnerstadt Perm ein großes Rockfestival namens Rock-Line organisiert, wozu nicht selten Euro Rock Bands eingeladen wurden.
Ein besonderes Projekt mit Geschichte und Zukunft …
Die über 25-jährige Geschichte des Euro Rock lässt engagiert und positiv in die Zukunft blicken. Eine besondere Freude ist es immer, wenn der Austausch langfristige Blüten treibt, wenn Bands oder auch einzelne MusikerInnen Fuß fassen können im Musikbusiness und über landesgrenzen hinweg vernetzt bleiben, was häufig gelingt. Gerade in politisch hitzigen Zeiten, in denen aktuell teils eine furchtsame Rückwärtsgewandtheit herrscht, ist es umso wichtiger versöhnliche Gedanken zu streuen und verständigend in die Zukunft zu blicken. Das Euro Rock ist eine wichtige und relevante Möglichkeit Vorurteile zu entschärfen, Menschen zusammen zu bringen und Persönlichkeiten zu stärken. Weitere Informationen sind der Homepage zu entnehmen, auch auf Facebook können immer die aktuellsten Meldungen vernommen werden.