CAROLIN KAMPSCHULTE
Auf einen Kaffee mit Crimson Bloom
„Einen Plan hatten wir nie, geklappt hat es trotzdem“, sagt Paul Kirchhartz und seine Bandkollegen Levi Keil, David Tendler und Mirko Scheffer nicken zustimmend. „Crimson Bloom ist gefragt, wir werden gebucht, denn wir sind einfach gut“, betonen sie. Dank Fleiß, Spaß, gegenseitigem Support, Selbstbewusstsein und einer treuen Fan-Base geht es seit ihrer Gründung vor zwei Jahren höher, höher, höher in den Musikhimmel. „Die Leute feiern uns, wir feiern die Leute“, das stehe fest. Ist das ihr Geheimrezept? Vielleicht.
Wir haben die Krefelder Indie Rocker auf einen Kaffee unweit des Duisburger Theaters getroffen und geplaudert. Über Ziele, warum an ihrer Heimat Krefeld ihr Herz hängt, wieso sie sich aufs Musikprojekt EUROROCK im Landschaftspark riesig freuen und woher mit Anfang 20 ihr unerschütterlicher Glaube an ihr Talent und ihre große musikalische Karriere kommt.
Ego, Talent, entdeckt werden
Angefangen hat alles beim Skaten vor rund zwei Jahren. „Da habe ich Levi getroffen, bin ihm auf Insta gefolgt, fand es bewundernswert, wie er Gitarre zockt und singt, also habe ich ihn direkt nach einer Jam-Session gefragt“, erinnert sich David, der selbst Gitarre spielt. „Dann haben wir Paul für Bass und Gesang dazu geholt und Mirko, unseren Drummer, schleppten wir an Karneval an. Wir waren komplett.“
Das passe einfach. Aus Bandkollegen wurden enge Freunde: „Wir kommunizieren sehr offen, wertschätzend und direkt miteinander“, erklärt Levi. „Wir sind sehr chaotisch und verpeilt“, ergänzt Mirko. „Wir lieben und leben unsere Musik“, so Paul. Außerdem brauche es: Ego, Talent und Glück. Entdeckt werden, das wollten sie – und entsprechend kam es auch …
Bei einem Newcomer-Festival in Düsseldorf fallen sie Manager und Producer Micha aus Neuss auf. Kurze Zeit später bauen sie gemeinsam im Studio ihre erste Single ‚Instant Love‘: „Es geht um Liebe, um das, was uns inspiriert und was wir vom Leben wollen“, berichtet Levi. Er notiere sich Zeilen, Verse, Lyrics auf dem Handy: „Nicht immer deep, manchmal nur gereihmt. Hin und wieder schreibe ich nur für mich. Da sind viele angefangene Notizen, die ich irgendwann verwerfe. Aber dann ist was dabei, was flasht.“ Inzwischen ist mit „too busy to love“ ihr zweiter Song erschienen, der auf allen Streamingplattformen erhältlich ist. Sie arbeiten schon am nächsten.
„Jetzt ist unsere Zeit!“
Crimson Bloom will raus. Raus aus Krefeld und rein ins Business. Durch Kontakte in die Szene stellen sie sich der englischen Rockband Leap persönlich vor und bewerben sich als Vorband für deren Tour. „Wir spielten unser Repertoire und setzten uns gegen 150 weitere Bands durch. Das war schon krass“, betont David. „Es ging zu zehn Shows, quer durch Deutschland und in die Schweiz. Highlight war Hannover. Rund 1.000 tanzende Menschen, die Party gemacht haben. Das war unfassbar.“
Mirko schreibt parallel sein Abi. Abends auf der Bühne rocken, tagsüber in der Schule über Klausuren brüten, nachmittags wieder zum nächsten Auftritt jetten. „Aber bestanden! Ich mache nun eine Ausbildung zum Erzieher, konzentriere mich aber primär auf die Musik.“ So wie die anderen. Kein Studium, nichts Festes lernen. David engagiert sich ehrenamtlich für ein Kinderprojekt in sozialen Brennpunkten. Von der Musik leben – das können sie bislang nicht. „Wir machen alle ein bisschen dies und das. Gitarren-Unterricht geben, in der Gastro jobben. Es wird sich für uns viel im nächsten Jahr ergeben, wir stellen gerade die Weichen. Zu viel verraten wir noch nicht“, meint Levi. Der Fokus war nicht immer eindeutig: „Ich wollte nach dem Abschluss ein Auslandsjahr machen in Peru, Paul plante auch weit wegzugehen. Doch das hat sich inzwischen zerschlagen und ich bin fein damit.“ Warum? „Jetzt ist unsere Zeit! Studieren können wir immer noch. Irgendwann füllen wir so hoffentlich ein Stadion.“ Sie träumen groß.
„Wir feiern diese Höhenflüge!“
Blauäugig? „Uns ist bewusst, dass wir abstürzen können. Daher hängen wir uns rein. Aber wir feiern diese Höhenflüge. Während wir genießen, ist alles andere auf Stopp-Taste. Spaß ist unser Motor“, schwärmt Mirko. Die Vier sehen, dass sie voran kommen. Vergleiche man Videos von früher mit heute, sei der Unterschied gewaltig. Die sichtbare Veränderung motiviere, stets die beste Version von sich sein. „Als die Leap-Tour endete, wollten wir gar nicht heim“, meint Paul.
Zurück kommen sie dennoch. Hier gebe es viel zu tun. Es ziehe sie momentan nicht nach Berlin, Hamburg oder München, sagen sie: „Wir wollen wenn raus in die Welt! Krefeld wird aber immer unsere Hood sein, ist schließlich Heimat. Es geht eine Liebe von der Stadt aus, die wir nur erwidern können.“
Zum ersten Mal bei EUROROCK
Momentan arbeitet Crimson Bloom an verschiedenen Projekten. Wie am gefeierten EUROROCK. Vom Duisburger Kulturbüro organisiert und umgesetzt, kommen für mehrere Tage Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa im Landschaftspark Duisburg zusammen. „Wir wurden vom Organisator Daniel angerufen und haben direkt gedacht: was für ein cooles Angebot, das den Horizont erweitert. Mehrere Tage Musik mit anderen Bands machen, neue Lieder performen, langfristige Kontakte knüpfen. Da sind wir definitiv dabei“, ordnet Paul ein. „Wir haben Bock!“
Vorbereiten werden sich die Vier nicht. Es läuft doch alles. Ohne Plan.

Bildcredit: ©Daniel Herrera / privat

Bildcredit: ©Daniel Herrera / privat